Von Ariane Müller

Einige zerfahrene Geschichten rund um die Berliner Institution Kunstwerke:

Mir gefällt der Satz, jede Tür zu öffnen und überall einzutreten immer noch, auch wenn er seit mehr als einem Jahrhundert mit dem Tod endet.

Wenn ich in der Zeitung lese, daß Kulturminister Naumann sich ein Haus gekauft hat, in dem schon vor der Zeitenwende in Berlin, als - so wird es jedenfalls behauptet - hier noch alles richtig lief, also um 1930, Salons veranstaltet wurden, und in der Zeitung schon die glanzvollen Parties antizipiert werden, die er jetzt dort feiern wird, möchte ich mir nicht überlegen, ob ich dazu eingeladen werde.

Ich überlege mir auch nicht, ob ich in diesem Haus sitzen möchte und was sich dafür ändern müßte. Jede Konstitution solcher Kultur ist abzulehnen und dies noch viel mehr, weil man seit neuestem im Ausland immer gefragt wird, was sich denn jetzt täte.

Nach der Wahl. Mir fällt nichts auf.

Vor kurzem hat Kunstwerke wieder eröffnet. Man konnte gespannt sein, nach dem Jahr Umbaupause. Dann hatte sich allerdings kaum etwas verändert. Das war erstaunlich.

Da Erinnerung jedoch nur selten willkürlich geschieht, hatte man es am nächsten Tag schon wieder vergessen. So wird man auch, wenn man im Sommer dann draußen im Hof in der Sonne sitzt, vergessen haben, daß man auch das immer schon konnte. Früher auch ohne das Café mitzubenützen. So wird man Tourist.

Die Distanz zu den Geschehnissen rund um Kunstwerke ist so groß, daß ich mich selbst wundere, warum ich mich überhaupt damit beschäftige.

Ein Grund könnte die lange Reihe der Kämpfe um solche Institutionen sein, an die ich mich erinnere, an Diskussionen, um die Funktionen, die so ein Ort erfüllen könnte. Diese Auseinandersetzungen ändern sich mit und in der Zeit. Im großen und ganzen dreht es sich dabei aber um Bestimmungen des Öffentlichen, Verhandlungen von Produktionsmöglichkeiten, wie Ausstellungsangebote, um die Verteilung von Besitz, wie bei Bibliotheken, und um Arbeitsverhältnisse, zwischen den Beamten der Institution und denen, von deren Arbeit diese Orte abhängig waren.

Und wahrscheinlich hat die Beschäftigung mit Kunstwerke etwas damit zu tun, daß es in Berlin genau solche Räume benötigt. Orte, zwischen dem in dieser Stadt als Touristenattraktion immer marginal diskutierten nicht nationalen Kunstbereich und dem großen nationalen Apparat, für den die ganzen öffentlichen Kulturbudgets eben zugeschnitten werden.