Als Foucault starb
Als Foucault starb gingen wir ins französische Kulturinstitut in Barcelona. Das ist lange her und wie unter einem grauen Schleier begraben. Es muss irgend eine Art Seminarraum gewesen sein, und meine Erinnerung macht daraus ein klares Siebziger oder Sechziger Jahre Ereignis. Der Eindruck politischer Agitation in einem Uni-Vortragssaal. Ein kleiner Saal. Es waren wenige Menschen und versammelt waren wir um einen Fernseher. Wir sahen Moi, Jacques Rivière. J'ai tué mon frere und die anderen auch. Es gab aber auch eine Art Vortrag zunächst ebenfalls aus dem Fernseher von Foucault selbst. War es ein Teil des Films? Ich glaube nicht, ich wartete auf den Film. Aus dem ganzen Film kann ich mich nur an eine irgendwie bäuerliche oder historische Grundstimmung erinnern. Eigenartig am stärksten ist dieser Eindruck eines verrauchten Vortragssaals und der Eindruck einer diffusen politischen Bewegung, ein Geraune. Langhaarigkeit, wie aus einem Dokumentarfilm über Mai 68. Aber es war ja auch Spanien. Alles also später und gerade in einer rasenden Aufholbewegung begriffen. Und dazwischen wir. Auch, dass es wohl dunkel war. Wir fuhren ziemlich sicher mit dem Auto dorthin. Auch wohl zurück. Es gab keine Diskussion, wenigstens nicht in meiner Erinnerung. Aids kam nicht vor, denke ich. Aids kam das erste mal an einem hellen Tag auf den Ramblas in Barcelona, und auch da, vermische ich das vielleicht mit Tschernobyl. Obwohl, ich glaube nicht. Auch Tschernobyl passierte an einem sonnigen Frühlingstag auf den Ramblas. Alles passierte immer, nachdem man auf den Ramblas die Zeitung gekauft hatte. Irgendwann einmal stand in der Zeitung SIDA und bald darauf starben die Leute dann. Daran.
Jetzt kann ich nachsehen und er heisst, moi, pierre riviere ayant egorge ma mere mon pere
Und die anderen, nein, so heisst er immer noch nicht.