Der NINA TEMPEL und HUCKS HAUS

NINA KÖNNEMANN, MICHAEL HAKIMI
Galerie Nomadenoase G.P.C.Hamburg, April 1998

The Beginning of a New Era

EIGENTLICH muß es hucks tempel heißen oder hucks palast, aber wir waren darin wie in einem haus, saßen dort den ganzen abend, wie in unserem haus. manchmal gingen wir vor die tür um andere leute zu sehen oder etwas zu trinken zu holen. - gut, daß wir es nicht mehr zur eröffnung geschafft hatten, das wäre zwar sicher auch ganz schön gewesen, aber eben nicht die qualität von in einem haus sitzen. ganz gut auch, weil ich mal, als ich dany besuchte, ein video mitbrachte, das ich in seinem viertel in einem indischen laden gekauft hab, mit einer, nein, der indischen tänzerin. es machte gar nichts aus, kein indisch zu sprechen, durch den tanz und die farben hat man alles verstanden.

und sie tanzte ganz viel in offenen hallen mit säulen, wie in einem tempel. hucks haus erinnerte auch an einen tempel, die kühle des weißen papiers und natürlich auch die ganze idee ist sehr westlich. die hocker sowieso und der kleine tisch (aber die wurden ja auch erst später reingestellt, wie wir dann erfuhren). später erfuhr ich auch, daß das ein pavillon sein sollte. merkwürdig dieser französische begriff, wo ich doch alles sehr orientalisch empfand, vor allem durch die ornamentik.

aber vielleicht mal eine genauere beschreibung: da ist dieser kleine raum, der eigentlich mit weißlackiertem holz vertäfelt ist.

huck hat diesen raum ausgestattet mit langen, weißen papierbahnen, die von der decke bis zum boden reichen und durch einen knick in den raum reinragen (sehr schwer zu beschreiben, denn reinragen paßt ja nun gar nicht, da alles ganz schön zart ist). die bahnen sind in der mitte ausgeschnitten, jede bahn mit einem länglichen, großen ornament, das sehr orientalisch anmutet. als ich auf dem hocker saß, fiel mir die phallusform auf, diese blüte dort oben, aber dann erinnerte es doch eher an einen kleinen zwiebelturm einer moschee.

why do I say the beginning of a new era? weil huck und nina etwas neues begonnen haben in der geschichte der inzwischen etwas muffig gewordenen ausstellungsreihe der „akademie isotrop’ in der nomadenoase (wie der kleine raum genannt wird) im golden pudel club in hamburg, montags alle zwei wochen.

muffig, weil es etwas langweilig wurde, gruppenausstellungen zu sehen von relativ beliebig ausgewählten bildern und fotos (muß hier kurz anmerken, daß ich den begriff „beliebig ausgewählt“ eigentlich im ausstellungsbesprechungszusammenhang immer voll scheiße finde), aber es paßt doch, weil sich die auswahl nicht einfach vom betrachten erschließt, sondern nur in der erzählung der einzelnen, die man aber auch kennen oder ansprechen muß, um diese geschichten zu hören.

außerdem gab es schon probleme bei der einfachen betrachtung, denn meistens gruppierten sich die ausstellenden ganz schön sehr präsent vor ihren bildern, so daß man sich die nie ohne große mühe ankucken konnte. also sehr insiderig, eben muffig.

da war die kühle grazie in ninas lichtinstallationsraum so sehr erfrischend.

dabei war alles so einfach, zwei lichtquellen gingen, die eine im 3, die andere im 5 minutentakt, jeweils an und aus. die eine - eine lange, im raum stehende neonleuchtenform mit einer gelborangenen folie innen, und die andere unter der deckenverkleidung, und einem weißen stoffrahmen.

das ist alles noch viel schwerer zu beschreiben, was licht macht, wenn es einfach ruhig und gleichmäßig an und aus geht und eben nicht diesen stroboskopge flackerrythmus, sondern ruhig und gleichmäßig, wunderbar bei einer anregenden unterhaltung. und komischerweise war der raum fast immer sehr leer, wo er doch üblicherweise von menschen von isotrop überfüllt ist. da war etwas ganz neues. ninas tempel, der durch seine kühle erfrischte, (und das hat huck dann zwei wochen später ganz gut fortgeführt), denn die eigentliche hitze und aufgeregtheit blieb und der raum kühlte dich auf sehr wohlige art.

 

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