Moontrip
San Diego kennen Sie ?
Den Titel für mein Buch hatte ich schon im Kopf, bevor auch nur eine Zeile geschrieben war
Auf der Autobahn Richtung San Diego denke ich über die Forderung meines Profs nach einem semiotischen Modell für meine Thesen nach. Grafiken, Vektoren, Typ A,B,C, der Überblick als Steckenpferd, ich hasse das! San Diego kennen Sie? Die Stadt existiert nur als Zugabe des riesigen Militärhafens der pazifischen US-Flotte. Manche werden sich auch an die „Higher Source“-Sekte, und deren Versuch sich in den Schweif des Halley-Kometen zu transferieren, erinnern.
Natürlich besitzt San Diego eine Skyline, nichts mit übermäßigen Wiedererkennungswert, verspiegelte Kuben und ein paar Relikte der Endsiebziger: heller Sandstein und dazwischen die immergleichen Fensterelemente mit dunkelbraun eloxierten Metallrahmen. Vermietungsangebote der großen Maklerfirmen, gedruckt auf farbstabiler Kunststofffolie, künden vom Büroleerstand in der City.
Das Überangebot zwingt die Vermieter zu besonderen Maßnahmen. Günstige Preise sind noch das einfachste und am schnellsten herstellbare Argument. Auf dem Weg in die Stadt fährt man an Plakaten vorbei, die mit aggressiven Mitteln auf sich aufmerksam machen.
Die niedrigen Mieten des angebotenen Objekts, so die Argumentation, würden Mittel freisetzen, die der Mieter an anderer Stelle investieren könnte, so z.B. in die „Streichholzfabrik in Jakarta“. „Jakarta“, in neongelben Buchstaben auf schwarzen Grund gepinselt, sieht aus wie „Hardy Krüger in Afrika“, und die Werbung zielt eben auf jene hemdsärmelige Klientel, die für eine Handvoll weniger schon mal auf ein Upgrade hinsichtlich Standort und Ausstattung verzichten können. Da bedeutet unternehmerische Flexibilität dann wohl, rasch die Konten aufzulösen und die Möbel zu packen.
Um die „Traumrenditen“ bei der Bürovermietung doch noch Wirklichkeit werden zu lassen, verwandeln sich die Vermieter zu Dienstleistern mit „Komplettlösungen“ im Angebot, da wird „integriert“, „vernetzt“ und „intelligent gemanagt“. Die Immobilie wird zur einzigartigen Perle, die immer nur drei Gehminuten von irgendetwas entfernt ist, was dem Falkplan eine hervorgehobene Darstellung wert ist.
Ich bin unterwegs, um einige Interviews für eine wissenschaftliche Arbeit über die sozialen Bedingungen moderner Büroarbeit zu führen. Auf dem Beifahrersitz meines Ford Explorers stapeln sich Unterlagen in verschiedenfarbigen Klarsichthüllen. Soziologisches „research“ ist ein Methodenmix aus Gesprächen, statistischer Auswertung und Selbstversuchen. Es gibt Fragebögen zu anderen Fragebögen, Einverständniserklärungen, persönlichem Widerrufsrecht und so weiter.
Ich steuere ein großes Anwaltsbüro in der City an. Im siebzehnten Stock eines Bürohauses mit Blick auf die Bucht. Wie immer an heißen Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit verschwinden die Sonnenstrahlen in einem diffusen Weiß. Schaut man durch die getönten Scheiben der Büros, wölbt sich in der Ferne ein kaum wahrnehmbarer Horizont. Von oben blickt man darauf, wie über den Rand einer riesigen graublauen Schüssel.
Ich betrete das Gebäude durch die Tiefgarage. Nachdem ich den Schaden unter der vorderen Stoßstange begutachtet habe - ich bin wieder einmal zu schnell die Rampe hinuntergefahren - bewege ich mich in Richtung der Aufzüge. Glücklicherweise entdecke ich einige ältere Modelle auf der Rückseite der Lobby. Nur nicht in eines dieser gläsernen Monster einsteigen, schwöre ich mir, mit freiem Blick, 30 Meter hinab auf das Zielscheiben-Ornament des Marmormosaiks in der Eingangshalle.
Schon im Aufzug versuche ich die mitgebrachte Strickjacke anzuziehen, was zur allgemeinen Mißbilligung unter den Mitfahrenden führt. Die Klimaanlagen sind die Fossilien der modernen Gebäudetechnik. Während moderne Technologie dafür sorgt, daß bsw. alle Arbeitsplätze aufwendig miteinander vernetzt werden, hält man sich bei der Klimatisierung an einer uralten Formel, der sogenannten „effektiven Raumtemperatur“ fest, „einer skurillen Skalierung subjektiven Wärme- und Kälteempfindens bei unterschiedlichen Kombinationen von Windgeschwindigkeit, Wärme und Luftfeuchtigkeit. Diese für Ingenieure äußerst praktische Tabelle ist das Resultat einer dubiosen `wissenschaftlichen ´ Arbeit, die in Form eines experimentell und psychologisch lächerlichen Experiments vor einem Dreivierteljahrhundert durchgeführt (...) wurde.“ (zitiert aus Barbara Tietze, Partisanenergonomie und angewandte Komfortforschung, in: Büroarbeit von morgen in den Büros von heute? IHK, Berlin, 1997)
Im siebzehnten Stock schiebe ich mich, mit immerhin schon halbangezogener Jacke, rückwärts aus dem Aufzug und stehe nach kurzer, eleganter Drehung, bei der ich auch gleich geschickt in den linken Ärmel geschlüpft bin - während der schmale Strickkragen leider für die nächste Stunde recht unvorteilhaft nach innen umgeschlagen bleibt - direkt vorm Empfangscounter der Kanzlei. Keineswegs schon bei versammelten Gedanken, stottere ich einen Text los. Glücklicherweise wird mir nach kurzem internen Telefonat mitgeteilt, daß ich mich noch einige Minuten werde gedulden müssen. Zeit, um noch einmal einen kurzen Blick in meine Unterlagen zu werfen. Eigentlich berichte ich nicht so besonders gern über meine Tätigkeit. Warum soll man alle Recherche ans Licht der Öffentlichkeit zerren? Nur um ein Buch mit zweifelhaftem und überflüssigem Inhalt zu füllen? Ich hasse diesen räsonierenden Ton über ein vorangegangenes Gespräch mit einem „Bob“ oder einer „Leslie“, die dir, natürlich erst nach längerer „Überzeugungsarbeit“, endlich und „bereitwillig“ Auskunft über ihren Job geben. Später auf der Fahrt nach Hause - Du bist glücklich mit der gemachten Beute in Form von gewissenhaft ausgefüllten Fragebögen und bis an aller Ende besprochenen Diktiergerätecassetten unterwegs - denkst du noch einmal gewichtig darüber nach, was uns „Jack“ eigentlich wirklich sagen wollte, als er auf die Situation in seinem Großraumbüro zu sprechen kam. Schnell psychologisierst du aus dem Gesprächsverlauf heraus, daß es „Nell“ gar nicht um die Nachteile des neuen Computersystems in ihrer Firma ging, und schon garnicht darum, eventuell drohendes Ungemach von ihrem Arbeitgeber fernzuhalten. Nein, „Frank“ fühlte sich unwohl in seiner neuen Position. Seine alten Kollegen fehlten ihm, und wenn er nun schon am frühen Nachmittag von der Arbeit nach Hause kam, mußte er über die Hecke hinweg, seinem alten Nachbarn „Paul“ klarmachen, daß sein neuer Job zwar weniger geregelte Arbeitszeit bedeutete, dieses aber keineswegs gleichzusetzen sei mit weniger Verantwortung, geschweige denn, mehr Gehalt. Dafür muß er sich dann von „Alice“ anhören, daß er trotz seines neuen Jobs ganz schön deprimiert aussähe. Gut, daß „George“ von der Garage direkt in die Küche gehen kann.
„My Own Private Sociology“ sage ich immer zu diesen müßigen Gedankenspielen, die immer am Gartenzaun einer x-beliebigen Reihenhaussiedlung enden. Soziale Kompetenz mit schiefgelegtem Kopf und hochgezogenen Brauen, wenn dann noch das „große Ganze“ hineinmarschiert und zu „grundsätzlichen Einsichten führt, die einmal diskutiert werden müssen“, wird es unerträglich. Dann wird die eigene „class teaching“- Mühle an der Uni vergessen, und das Soziale spiegelt sich, fern ab von mir, nur noch im Deutungswahn des Verbesserungsbedürfigen wider. Na gut, ich schreibe ja auch ein Buch.
Langsam werde ich ungeduldig in meiner Warteschleife, stehe auf und werfe einen Blick in das angrenzende Büro. „Hübsch hier, nicht wahr!“, wirft mir ein offenbar gutgelaunter Mitarbeiter hinter einem Computerterminal zu. Der Typ spielt ein Computerspiel. Wie es denn mit den Pausen bei der Bildschimarbeit hier gehandhabt wird, frage ich, schon ziemlich geschäftsmäßig klingend, bei ihm nach. Offenbar in dem Glauben, ich bezichtigt ihn des Müßiggang, legt mein Gesprächspartner Wert darauf festzustellen, daß er sich gerade mit konzentrierter Arbeit beschäftigt. Er sei hier als Grafiker eingestellt, und er würde halt gerne auf die einfachen Dinge zurückkommen. So seien die Spielbretter bekannter Gesellschaftsspiele geradezu eine Goldgrube für die innovative Grafik, die er hier pflegen würde. Im Moment hätte er „Mensch ärgere Dich nicht“ auf dem Schirm, das würde ich doch sicher von früher kennen. Während 8 ich gelangweilt tue, fährt er fort: das würde er immer bei der Kündigung älterer Angestellter benutzen, bei Beförderungen hätte sich Halma bewährt, wegen des Überspringens..., bei den jüngeren Mitarbeitern im Außendienst müßte er natürlich auf zeitgemäßere Symbolik zurückgreifen. ’Pacman’ der Videospielklassiker z.B sei wie gemacht für die Visualisierung neuer Zielvorgaben in der Neukundenwerbung.
Zweifelnd, ob ich in der richtigen Etage gelandet bin, wechsele ich lieber das Thema: Ob er denn nicht wüßte, daß der Monitor links auf seinem Schreibtisch sehr ungünstig aufgebaut sei, das könne ihm jeder Ergonom bestätigen. Ja, gibt er nach kurzem Nachdenken zu und klickt „Pacman“ von der Oberfläche, aber das Herumrücken der Möbel führe nur zu neuer Dysfunktionalität. Plötzlich geht ein Fenster nicht mehr auf, oder der geschätzte Kollege kommt nicht mehr bequem an seinen Mineralwasserkasten. Aber die Unternehmensführung plane jetzt eine Mitarbeiterbefragung zur Büroeinrichtung, basisdemokratischer Prozeß nennen die das. Skeptisch entgegne ich, das sei die Lieblingsfloskel des modernen Managements, am Ende führt das zu ein paar abgerundeten Ecken, und wenn es gut läuft, zu variablen Hängeschränken.
Die herkömmlichen Bürosysteme bleiben „wandorientiert“. Der Normalfall heißt „Eintischlösung mit Besprechelement“. Ja, man kann jede soziale Interaktion, die im Büro abgefragt wird, an Formen wie Viereck oder Sechseck gewöhnen. Ein Multifunktionsraum läßt sich zur Not in nur einer „Schrecksekunde“: („Der Chef will uns sehen!“) vom „Sleep In“ der Frühbesprechung in eine tribunalähnliche Situation verwandeln, mit Overheadprojektion und Powerpointcharts zur besseren Visualisierung von Rationalisierungsmaßnahmen. In den Werbeanzeigen der großen Büromöbelhersteller erscheinen die Möbel skulptural, und Bürosituationen wirken wie aus der 3D Grafik animiert, als Projektionen idealer Arbeitsumgebungen, die ebenso repräsentativ wie bedienerfreundlich sind. Zeitlose, lichtdurchflutete Versuchsanordnungen ohne Spuren der Benutzung. Dem lautlos an seinen Platz geschobenen Besucher wird hundertfach von den freundlichen Alulamellen der bodenlangen Jalousien zurückgegrinst, während ihm die sandgestrahlte Transparenz der Milchglasflächen einen matten Lichtreflex unter den Bart reibt.
„Sie sind sicher die Frau von der Universität“ sagt eine Stimme aus dem Off, und während ich meinen Blick von der sonnenbeschienenen Hauswand gegenüber abwende, bilde ich mir für einen Moment lang ein, die auf mich zukommende Person entstiege einem schwarzen Rahmen, geformt wie ihr eigener Körper, ein ManRayscher Solarisationseffekt. Ich strecke eine Hand nach vorn. Sekunden später sitze ich in einem gläsernen Käfig von Büro, einer Fachkraft für Büroorganisation gegenüber. Ich baue meine Aktentasche vor mir auf, fange an darin rumzukramen und spreche einige ungenau formulierte Floskeln hinein, nur um einen ungelenken Moment lang eigene Zeit zu gebrauchen. Dann blicke ich, ganz Happy Face, freundlich geradeaus und stelle das Diktiergerät zwischen uns auf den Schreibtisch.
„Rundgänger wie ‘Flexibilisierung’ bringen immer ihre ganz eigenen Umsetzungen zum Tragen, in allen Bereichen. Nicht die Frage nach Notwendigkeit der Maßnahme gerade in diesem Bereich stellt sich zuerst, sondern es entsteht der Zwang, etwas aus der Schublade ziehen zu können, eine entsprechende Antwort auf eine pauschal gestellte Forderung parat zu haben.“
Soll ich baß erstaunt sein, ob dieser Offenheit? Der Schreibtischstuhl rollt zurück, Arme breiten sich aus:
„Die einfachste und erste Antwort der Büromöbelhersteller auf Flexibilisierung waren Möbelrollen: Unter jede Ecke eine Rolle geschraubt, schon war das ‘nonterritoriale Büro’ erfunden.“
Der Stuhl fährt wieder an die Schreibtischkante:
„Doch bei der Organisation von Bürofläche geht es nicht darum, den Mitarbeitern Entscheidungsfreiheit in der Standortwahl ihrer Arbeitsmittel zu gewähren, sondern um die Optimierung von Flächennutzung und firmeninterner Kommunikation.“
Mit Blick aus dem Fenster:
„Im Büro findet gerade der Verlust des (festen) Arbeitsplatzes statt. Das Statussymbol ‘eigener Schreibtisch’ scheint ausgedient zu haben. Beim ‘hotdesking’, z.B. wird den Mitarbeitern jeden Morgen ein anderer Schreibtisch zugelost. Da kaum jemals alle Mitarbeiter ‘im Hause’ sind, kann man so auf einige Arbeitsplätze verzichten und damit Fläche einsparen. Repräsentative Arbeitszimmer gibt es dann nur noch nach Vorbestellung und Bedarf.“
Mein Blick fällt auf einen vergilbten Briefbeschwerer aus Gießharz, in dem ein paar Muscheln und ein Seepferdchen eingeschlossen sind:
„Eine weitere Form von Rationalisierung ist es, den Mitarbeitern kleine Rollcontainer (‘Caddies’) mit Stauraum für die eigenen Unterlagen und Arbeitsmaterialien zu Verfügung zu stellen. Versehen mit Namensschildchen nomadisieren Mitarbeiter und Wägelchen zu irgendeiner freien Schreibstelle.“
„Und das bedeutet was, für dieses Unternehmen jetzt?“, höre ich mich radebrechen:
„Durch den ständigen Wechsel des 10 Arbeitsplatzes innerhalb des Büros versprechen wir uns eine größere Produktivität und mehr Kommunikation mit den ständig neuen Büronachbarn. Die Planung versucht auch zunehmend alle informellen Bürokontakte zu integrieren und nutzbar zu machen: Das Frustablassen nach einer Diskussion im Chefzimmer findet in der Teeküche statt, mitgebrachte Speisen landen in der untersten Schreibtischschublade und Alkoholflaschen, das weiß jeder, versteckt man am besten hinter einem leeren Aktendeckel. Wenn alle diese Dinge stattfinden, warum schafft man nicht einen Ort dafür, bedruckt die Kaffeetassen alle selbst, sozusagen.“
Jetzt habe ich eigentlich schon genug gehört, aber:
„Einen weiteren Flächenspareffekt bieten gläserne Bürowände. Neben der ständigen Sichtkontrolle, der die Mitarbeiter hier allerdings schon mit Delphinpostern und Zimmerpalme zu Leibe rücken, bietet der optische Effekt der Durchlässigkeit die Chance, Büroräume zu verkleinern und unnütze, weil vorher dunkle Flurflächen in die Nutzung mit einzubeziehen.
Ich stoppe den Redefluß und bringe die eigene Geschichte mit ins Spiel:
„Die Auflösung der festen Strukturen unter der Mitarbeiterschaft erinnert mich an einen Versuch der Firma IBM anfangs der 80er Jahre. Ich arbeitete damals als Bürobotin während der Collegeferien. Man war zu der Zeit völlig beseelt davon, die Produktivität jedes Mitarbeiters genau zu evaluieren. Als man mit dieser Tätigkeit auch endlich bei den leitenden Angestellten beginnen wollte, stellte man fest, daß deren Tätigkeiten schwerer kontrollierbar waren, da diese viele ihrer eigenen Aufgaben deligierten. Schreibkräfte kümmerten sich beispielsweise um die Geschäftspost und formulierten diese Anschreiben meist selbst. Da die Datenverarbeitung schon recht fortgeschritten war, konnte man alle anfallenden Schreibarbeiten in einem großen Zentralsekretariat zusammenfassen. So entpersonalisierte man die Arbeitszusammenhänge und erhielt bessere Möglichkeiten, die Produktivität jedes einzelnen Mitarbeiters zu überwachen. Später verzichtete man wieder auf die Zentralisierung der Arbeitsvorgänge, da Blumensträuße, Zigarrenkisten, und Pralinenschachteln geeignete Mittel waren, persönliche Arbeitszusammenhänge wieder herzu...“
Plötzlich erschreckte mich der „Auto Full Stop“ meines Diktiergeräts, genau in dem Moment als ich meinen Satz beenden wollte. Die hereinbrechende Dämmerung sorgte für das automatische Einschalten der Bürobeleuchtung. Mein Interviewpartner war längst aufgestanden, stand im Türrahmen des Büros und rief jemanden hinterher, der gerade im Laufschritt an der Tür vorbeigerast war.
„Vielleicht eine Evakuierungsmaßnahme, aber es gab doch gar keinen Alarm? Ich werde mich vorne erkundigen, einen Augenblick bitte...“
Nach zehn Minuten vergeblichen Wartens entschließe ich mich zu gehen. Spätabends noch allein in einem Bürohaus unterwegs zu sein ist ein unwirkliches Erlebnis. Endlich einmal alle Geräusche der sensiblen Haustechnik genießen. Das Summen der Klimaanlage, Monitore, Ventilatoren und Neonröhren, das elektrische Brizzeln einer Bildschirmoberfläche beim Herunterfahren eines Computers. Der kurze Talk mit der Haussicherheit über den nötigen Kenntnisstand des Letztbenutzers: Wie komme ich aus dem Gebäude, wenn der Zeitkorridor meines elektronischen Gästeausweises leider so knapp bemessen ist, daß ich schon um 18.45 das Haus hätte verlassen müssen?
Spätnachts, auf dem Nachhauseweg, stoppe ich an einem Motel. Der Barkeeper in der Lobby ist wenig beeindruckt von meinen Schilderungen. „Hot desking“, meint er, gäbe es in diesem Laden schon seit über 30 Jahren, oder hätte ich denn etwa das Schild im Restaurant nicht gesehen: „Please, wait to be seated“.