Über: Hans-Christian Dany Schneller als die Sonne
Wer Hans-Christian Danys Buch Schneller als die Sonne liest hat richtig Glück, denn es macht sehr große Freude. Es liest sich so, als würde Dany bei einem sitzen oder mit einem spazieren, und dabei erzählt er, wie das Leben heute so funktioniert und was passiert, und warum die Menschen so sind, wie sie tun, und woher das kam.
Also wer nicht ganz kluge Menschen um sich hat, die einen inspirieren und zum Denken anregen und Freude machen, sollte sich das Buch besorgen und reinsehen.
Es ist sein drittes Buch und es wäre gut bei Gelegenheit gleich alle drei durchzublättern. In Speed – Eine Gesellschaft auf Droge (erschienen 2008) geht es um Geschwindigkeit, dem Glücksversprechen des 20. Jahrhunderts. In Morgen werde ich Idiot (erschienen 2013) erklärt er die Geschichte der kybernetischen Kontrollgesellschaft und findet einen wirklich guten Ausweg daraus. Und nun geht es seelenverwandt in seinem dritten Buch weiter.
Warum geschieht (uns) nichts mehr Neues? „Warum ist die Zukunft auf einen Pessimismus zusammengeschrumpft? Alles steht still“. Fragen, deren Ursache Dany in Schneller als die Sonne herleitet und beantwortet.
Sehr angenehm ist das, mit ihm durch dieses Buch zu spazieren und ihm zuzuhören. Man begleitet ihn nach Wien ins Café Anzengruber und fürchtet sich, dass die Portion Schnitzel dort kleiner geworden ist oder trifft ihn in Hamburg, wo er in Cölln’s Restaurant eine Kanalarbeiter-Schnitte isst.
Aber mit Dany ist es nicht nur gut essen gehen. Es interessiert ihn sehr viel mehr. Da geht es um big data, Howard Hughes, Marcel Duchamp und Junggesellenmaschinen, den Homöostaten (der Dany ungemein fasziniert), Roland Barthes’ Entwurf der Idiorhythmie, Spekulativen Realismus, Deleuze und Guattari und Schizos, disruptive Innovation, den Laplaceschen Dämon, Sun Ra, rationalen und spekulativen Akzelerationismus, das Unbekannte in der Kunst, den Untergang der Sonne oder das Raumschiff ins Unbekannte … Und noch ganz viel mehr …
All dies behandelt Hans-Christian Dany kurz und fein und das ist sehr praktisch, denn es ist wie ein Abriss und Einblick in die gegenwärtigen Ideen der Philosophie und anderen Wissenschaften. So bekommt man eine Ahnung worum es sich dabei (heute) dreht, auch wenn man die Originalliteratur nicht gelesen hat. Danke Hans-Christian Dany, man spart sich also viel Zeit und Mühe, und ihn interessiert das alles auch viel mehr als einen selbst, und so freut man sich ihm zuzuhören und von ihm informiert zu werden.
Darüber hinaus ist Dany ganz aufgeregt in seinem Schreiben und das hat einen guten Grund. Denn er hat eine Idee, wie man da wieder rauskommt, aus dem Stillstand des Lebens. Das macht das Buch gleich noch einmal schöner.
Hans-Christian Dany
Schneller als die Sonne
Aus dem rasenden Stillstand in eine unbekannte Zukunft
Edition Nautilus
Oktober, 2015