Don Quixote
"I´ll have", Don Quixote decided, in her heart of hearts (...) `to destroy America by more indirect methods. So one I will have to ignore my daily life or everthing that I know
Two, I will have to make battle with and in situations which I know nothing about."
War jemand schon einmal in Karlsruhe? Ich komme aus Karlsruhe- und dieses Jahr war ich im ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) was nebst dem angrenzenden Nachbarn, der Bundesanwaltschaft (auch neu gemacht), einen eigenen Anschluß an das Straßenbahnnetz bekommen hat.
Das ZKM in Karlsruhe hat drei Ausstellungsebenen. Die oberen Beiden sind verdunkelt. Das ist wegen den Video- und Monitorbeiträgen, die man so besser sehen kann. Außerdem sind die oberen Schaustellen mit zig, drehbaren Raumteilerelementen ausgestattet. Meiner Ansicht nach sind diese drehbaren Raumteiler ein Versuch, mit dem vielfältigen Soundgemisch, das Medienkunst produziert, zurecht zukommen.
Auf diesen Raumteilern, die in schwarz gehalten sind, sind in hellerem Grau Zitate von Medien(kunst)thoretikern gedruckt. Die Zitate wiederum sind mit ihren Autoren unterschrieben. Dreizeilige Medientheorie im Quadrat, sozusagen.
Ich habe mich da oben nicht so gut zurecht gefunden. So weit wie ich kommen konnte, funktioniert Medienkunst nämlich durch Mitmachen. Da die Kunst überwiegend installativ (raumgreifend) präsentiert ist, sind die einzelnen Kunststücke in unterschiedlich gezimmerten Kammern zu finden. Mitmachen sieht dann so aus, daß man in eine Kammer rein geht, dort etwas anfaßt (eine Maus, eine Pflanze, eine Tastatur). Dieses Anfassen bewirkt dann an einer anderen Stelle (im Monitor, im Videoscreaning, durch die Beleuchtung) eine Veränderung des Bildes im Video oder Monitor oder wahlweise eine Veränderung des Soundteppichs im Raum oder alles zusammen.
Überhaupt geht es viel um anfassen- Fernbedienungen, Scanner, Kopfhöhrer, Es hat einfach was komisches, wenn die ganze Familie geschlossen solche 3-d Brillen aufsetzt und in eine Richtung starrt, was ich bei meinem Museumsbesuch beobachten konnte.
Meiner Erinnerung nach ist diese Art des Erlebens der dritten Dimension in die fünfziger Jahre zu datieren- jedenfalls gab es in den achtziger Jahren eine Postkarte auf der ein offensichtlich begeistertes Kinopublikum abgebildet ist, das geschlossen eben diese 3-d Brillen trägt und, der Mode nach zu urteilen, in den fünfzigern Jahren im Kino sitzt.
Wie dem auch sei -, ich bin für dieses Brille aufsetzten heutzutage zu eitel und falle als Publikum aus. Ausfallen passiert bei mir so: Ich tue mich schwer mit Anleitungen umzugehen, die nach der Überraschungs-Ei-Methode funktionieren. Ähnlich auch der Kleinwagen, der mir ein Zukunftsgefühl vermitteln soll, bloß weil die Geschwiendigkeit durch riesige LCD Schriften im Amaturenbrett angezeigt wird und als Warnlichtschalter eine pinke Kugel zum draufdrücken hat.
Die Form der Bedienung ist, was mich infantilisiert. Ich unterstelle dieser Form folgendes: Die Handlungsanweisung der Bedienung von zum Beispiel diesen Autos oder diesem Medienwerkzeug soll mich in die Lebensphase der haptischen Erfahrung zurückdrängen, damit ich, so erinnert, ein innerliches Verhältnis zu dem eigentlichen Sachverhalt, der Aktion des Autofahrens z.B., bekomme. Mutmachanwendung sozusagen, und das unter der erzieherischen Prämisse, mir das Gefühl zu geben, daß ich etwas mitgestalte, auslöse. Irgendso ein komisches Mitverantwortungsverpackungsdesign.
Daß der i-Mac so aussieht wie er aussieht, ändert auch nichts daran, daß die meiste Arbeit, die an ihm stattfinden wird, Lohnarbeit sein wird.
Die oben beschriebene Postkarte wurde übrigens als Witzpostkarte verkauft. Der Witz dieser Postkarte lag in der Gleichheit, die diese Brille dem Aussehen des Publikums verleiht. Man unterstellt dem Publikum in seiner Konformität, die die Brille macht, ein naives Erlebnis zu haben.
Da ist wahrscheinlich auch mein Vorbehalt begründet, mein vorschnelles Aufgeben, bis zur inhaltlichen Ebene der Ausstellung durchzukommen. Ich finde, das sieht total doof aus, wie man sich zu dieser Art von Ausstellung zu verhalten hat. Die Ausstellungskonzeption der beiden oberen Etagen im ZKM, ist dem Prinzip des Erlebnismuseums verpflichtet. Entertainment im Museum rechnet im allgemeinen mit zwei wesentlichen Faktoren:
1. mit dem Publikum und 2. hat das Entertainment ein Ziel, nämlich das Interesse an Vermittlung (im Sinne von Kommunikation, Kommunizierbarkeit des Ausgestellten).
Mir klingt im Ohr, daß ein großer Teil von dem, was an kritischer Kunst im Moment so viel Gegenwind bekommt, sich an dieser Überschneidung der beiden Anliegen festmacht. Dabei ist dieser Vorwurf des Vorbereitens von Entertainment für mich nicht besonders bemerkenswert, denn mit wem sollte ich sonst rechnen, wenn nicht mit Publikum und ich persönlich bin angewiesen auf Kommunizierbarkeit von Kunst, da das Teil meiner Auseinandersetzung ist (alleine denken ist kriminell!).
Was mich beschäftigt, ist eine Stelle, an der was dafür gemacht ist, um kommuniziert zu werden, was sich selbst widerspricht und das würde ich als vorausgesetzten Konsens bezeichnen. Da nämlich ist es mir nicht mehr möglich, etwas selbständiges zu denken und dementsprechend kann von Kommunikation keine Rede mehr sein.
Mir ist es eben nicht gelungen im ZKM etwas anderes zu tun, als das, was mir durch Handlungsanweisungen vorbereitet worden ist . Unaufmerksamkeit, Vergessen der KünstlerInnennamen & TheoretikerInnerunterschriften, Übersprungshandlungen, wie das untersuchen der Kammern auf ihr Baumaterieal, und ungenaue Zuordnungen sind das, was ich dazwischenschiebe. Eigentlich die ganze Palette der Psychopathologie von Was nicht wissen wollen- Welch ein Alltag von Stupidity. Vergessen, Versprecher, Aberglaube...