SimSex
Vor einiger Zeit war ich Gott. Allerdings nur Ameisengott und auch das nur über ein einziges Ameisenvolk. Wie dem auch sei: Ich versuchte, meine Leute zu Macht und Größe zu führen, indem ich geschickt steuerte, wer eine Arbeiterameise werden sollte und wer eine Soldaten- oder Ammenameise. Meine Ameisen und ich haben uns dann noch mit anderen Ameisen angelegt, oder besser: Meine sind rüber zu den anderen und haben richtig Ärger gemacht ... Na ja, wenn ich ehrlich sein soll, habe ich sehr, sehr viele Soldatenameisen gezüchtet und dann in einem triumphalen Vernichtungsfeldzug das Nachbarvolk ausradiert. Tragischerweise sind anschließend aber die Ameisenbabies verhungert, weil ich nicht dafür gesorgt hatte, daß ausreichend Ammen da waren. Ich konnte also meine weiteren Pläne nicht mehr verwirklichen: Mit Hilfe von ausschwärmenden Königinnen neue Völker gründen, diese vereinigen und in einer gigantischen Völkerwanderung ins gelobte Land führen - die Speisekammer des Einfamilienhauses, in dessen Garten mein (mittlerweile ausgestorbenes) Volk gesiedelt hatte. Mein zweiter Versuch endete ähnlich kläglich (hier hatte ich darauf gesetzt, schnell viele Königinnen zu erschaffen, die eilends Zweit-, Dritt- undsoweiter -völker aufbauen sollten, von denen dann hoffentlich wenigstens eines durchkommen würde). So wurde ich denn der Tätigkeit als Gott bald überdrüssig und stellte sie schließlich ganz ein. Wer solche frustrierenden Erfahrungen nicht scheut, die oder der kann seit einiger Zeit sogar Menschengöttin bzw. -gott werden. Das Computerspiel “SimCity 2000” macht’s möglich (fürs Ameisengeschicke-Lenken entsprechend “SimAnt”). Bei diesem extrem aufwendigen Spiel geht es in erster Linie darum, eine Stadt zu bauen und dabei Infrastruktur und Verwaltung so zu steuern, daß das Gemeinwesen wächst und die Wirtschafts-, Verkehrs- und wasweißichwasnoch- Statistiken schwarze Zahlen schreiben. Anders als beim Ameisenspiel sind aber keine direkten sozialhygienischen Eingriffe möglich. So was rächt sich natürlich: Hier gibt es Aufstände, dort Kriminalität, überall kann es zu städtischen Unruhen kommen. Was liegt da näher, als eine weitere Software anzubieten, die diese Probleme lösen hilft? Mit “SimCopter” gibt es ein Spiel, bei dem man mit einem “Rettungs”hubschrauber die selbsterschaffene Stadt durchfliegen und den örtlichen Repressionsapparat zu den Brennpunkten gemeinschädlicher Aktivitäten dirigieren oder selbst Hand an die Knarre legen kann