Spekulantentheorie

farbiger Bodenbelag einer Theater- und Konzertbühne
Bestuhlung in der Aula der Kunsthochschule Weissensee

Man sagt, das Wesen des Spekulanten sei schändlich. Die populäre Ansicht über das Wirken seines Handelns sieht folgendermaßen aus: Der Boden in den Städten sei von Natur aus knapp. Dies mache ihn wertvoll und teuer. Diese Situation nutze der Spekulant aus, indem er Boden horte und zurückhalte. Er wird als unmoralisch bezeichnet, weil er sich nicht an der kapitalistischen Mehrwertproduktion beteiligt. Man sagte und denkt immer noch: der Grundeigentümer sei "immer ohne Verdienst daran. Der Wert wächst ihm zu, während er schläft, während er auf Reisen ist; selbst wenn er im Gefängnis sitzt steigt seine Grundrente und sein Gewinn. Auch wenn er noch im Kindesalter steht oder geisteskrank ist - also in Zuständen wo weder von Arbeit noch Verdienst die Rede sein kann." (Heinrich Kraft: Volksgesundheit und Bodenreform, 1912) Das Gegenbild des "ehrlichen" Kapitalisten, der sich sein Geld "verdient", indem er in seinem Betrieb malochen läßt, wird hier mitbeschrieben.

Mitbestimmungssimulation in der Architekturausbildung

Bald wird wieder über Schaden und Nutzen von privatem Grundeigentum diskutiert werden. Wenn die Regierungskoalition eine längst überfällige „Baulandsteuer" ankündigt, ist damit eine „Steuer für Bodenspekulanten" gemeint.

Der Spekulant ist ein historische Figur. Erdacht und mit üblen Eigenschaften versehen während der Bodenreformdebatten um die Jahrhundertwende, zu Hochzeiten der Stadtteilkämpfe und Hausbesetzungen erneut ins Visier einer Kapitalismuskritik geraten und bis heute von rechts bis links eine beliebte Zielscheibe für Zuschreibungen. Er taucht nicht zufällig immer wieder dann auf, wenn neue Zeiten ins Haus stehen.

Wenn ein neuer Wind zu wehen beginnt. Wenn eine hegemoniale Produktionsweise sich darstellen will. Der Spekulant erscheint nach wie vor geeignet, den freien Markt rhetorisch vor sich selbst zu retten: guter Markt versus böser Markt.

In diesem Zusammenhang spricht man neuerdings vom „Wandern das Bodens zum besseren Wirt", was bedeuten soll, wenn jemand ein Grundstück brachliegen läßt oder unternutzt, womöglich aus spekulativen Gründen, dann ist diese Person kein guter Wirt mehr. Das Grundstück will man zum Wandern bringen, indem man beispielsweise Bauland besteuert, den bösen Wirt zum Verkauf an einen besseren Wirt zwingt oder ihn selbst zum besseren Wirt macht, indem er das Grundstück bebaut oder umnutzt. Im guten Markt gibt es frei wandernde Grundstücke, die sich im Spiel der natürlichen Kräfte der Märkte gerne der ertragreichsten Nutzung anheimgeben. Und die womöglich nicht durch Überteuerung eine effektive Verwertung verhindern.

Rückseite einer Wohnbebauung an der Leipziger Straße am Abend
Ekeliges Mumien-Monster in der Geisterbahn auf Coney Island
Blick von der Schnellstraße auf die „teuerste Wiese Europas" in der Agglomeration Zürichs
Starship 2: Subjeskie Point - Cover You Never Know
  1. Editorial #2 Starship, Martin Ebner, Ariane Müller, Gunter Reski, Hans-Christian Dany
  2. Auf der Stereotaxie Michaela Eichwald
  3. Annoncen Martine Anderfuhren, Rachel Mader
  4. Fotogramme Markus Amm
  5. Point of view Natascha Sadr Haghighian
  6. Minimal sorgt für mich Hans-Christian Dany
  7. Einige zerfahrenen Gedanken um die Berliner Institution Kunstwerke Ariane Müller
  8. Volltext mit Bildboom Gunter Reski
  9. Das Institut Ariane Müller
  10. Don Quixote Judith Hopf
  11. Digital Saniarts Florian Zeyfang
  12. Christine Lemke Christine Lemke
  13. 40.000 Mercedes Bunz, Stefan Heidenreich, Ariane Müller, Hans-Christian Dany, Gunter Reski
  14. Vis à vis Nicolas Siepen
  15. Reykjaviks city children Egill Saebjornsson
  16. Russian art and the economic crisis in Russia Joseph Backstein
  17. Kofferökonomie Gülsün Karamustafa, Ayse Öncü
  18. Poster Nathalie Richter
  19. Die Kuratorin als Toastmaster SMEK
  20. Immer wieder fragen Bücher Starship
  21. Tanzania Aids Marisa Maza, Hans-Jörg Dilger
  22. Photographie und Gedenken Diedrich Diederichsen
  23. Schieß deinen Schuß Ingo Niermann
  24. Fünf Seiten im Kopf eines Künstlers Ran Huber
  25. Mit Gitter zum Bild Burkhard Mönnich, Thomas Palme
  26. Ein Drehbuch für Silke Yilmaz Dwiezior
  27. Peter Fritz Infotage Gerhard Frommel
  28. Raumfahrt ’98 - zum Nutzen der Menschheit Frauke Gust
  29. Fotobearbeitung: Jan Timme Jan Timme
  30. SimSex Sven Barske
  31. Spekulantentheorie Jesko Fezer
  32. Kai Althoff Kai Althoff
  33. Stirbt der Mensch als Künstler - Teil 2 Dany Müller
  34. Foto Elke aus dem Moore Elke aus dem Moore
pageview counter pixel