Die sechsundvierzigste Minute der achten Stunde des elften Tages
Zehn Kerzen wurden angezündet in der Kirche von Zug, die elfte, die für den Attentäter stand, würde man erst später anzünden können, wurde gesagt, nämlich wenn man vergeben hätte und das könne noch lange dauern. Woher habe ich diese Information? Aus den Nachrichten des Deutschlandradios. Es ist eine Nachricht, eine Information, die zwischen all die anderen Nachrichten des Tages gemischt wird, doch mich erstaunt sie zutiefst. Es ist die Selbstverständlichkeit dieser mittelalterlichen Symbolik, die als allgemein lesbar vorausgesetzt wird. Eine Information, die zwischen die moderneren Mythen gestreut wird, den Kursen, Frontberichten, Parteiendifferenzen. Eine Nachricht, die meines Erachtens nur eines tun kann, nämlich eine Rückbindung erzeugen, eine kulturelle Behauptung über HIER aufstellen, die klar machen, in welchem Kulturkreis man sich befindet. Und die auch eine Differenz aufmachen soll, zwischen denen, die in dieser Symbolik lesen können und denen, die in dieser Symbolik kein sinnvolles Bild erkennen können. Und dann fällt einem Vieles wieder ein, die vielen Gottesdienste im Fernsehen in letzter Zeit und die Nachricht, die Berliner Kirchen hätten jetzt länger geöffnet.
Und es war vor allem auch ein medientechnisch vermittelter Blick in eine völlig mittelalterliche Seele, ein Hinweis, auf dieses schon lange nicht mehr aktualisierte Bild, vor dem gehandelt wird.
Einmal ging ich durch die Kartause von Gaming, durch Säle, Refektorien, durch von Schweigegelübden durchzogene Gänge, bis in ein kleines Büro, in dem 10 Computer vor sich hin brummten. Eine Zentrale des Opus Dei.