RAN Huber

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Es vergeht ein weiteres halbes Jahr, in dem Motor sein Produkt anderen Labels (V2, Warner, etc) anbietet.

MILCH ist aber nicht zu verkaufen.

An der Musik kann es nicht gelegen haben, wohl eher an den hohen Lizenzkosten, die sich im sechsstelligen Bereich bewegen. Man ist unentschlossen, wie es weitergehen soll. Für AvM, der nun einziges Mitglied von „Milch" ist, kommt es aber noch dicker - die für die Band zuständige A&R-Managerin, Charlotte Goltermann, verlässt das Label. Sie war quasi die „Milchmutter" - die Idee mit den deutschen Pet Shop Boys stammte von ihr.

Nun befindet sich das ganze Projekt in einer Grauzone aus ungültigem Vertrag, Beziehungen (Intrigen?) und Labelpolitik.

Im Dezember ´97 sagt AvM in einem Interview mit dem Berliner Stadtmagazin „Tip", er glaube noch an eine Veröffentlichung des Sozialparkalbums im neuen Jahr, also 1998. Doch im Februar ´98 wird Milch schockgefrostet- Motor verkündet, definitiv nicht zu veröffentlichen. Das Material würde man behalten, aber AvM könnte aus dem Vertrag entlassen werden und er dürfe den Namen MILCH weiterbenutzen.

Seitdem (02/98 bis heute) gibt es (fast) kein Durchkommen- Momentan liegt Motor ein von Armins Anwalt formuliertes Papier zur Auflösung des Vertrags vor. Doch scheinbar besteht kein hohes Interesse, den Vertrag schnell zu beenden. Ein zäher, langwieriger und an den Nerven zerrender Prozeß... Motor läßt mich seit einem Jahr am ausgestreckten Arm zappeln, meint AvM zynisch. Selbst wenn der Vertrag endlich mal aufgelöst sein sollte, ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende: Die GEMA möchte nämlich ihr Geld zurück...

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Milch ist durch einen KünstlerExklusivvertrag an Motor gebunden, was bedeutet, daß sie das Vorverkaufsrecht für alle musikalischen Projekte und Ideen Armins besitzen. Wenn er ein neues Projekt starten möchte, vielleicht sogar unter neuem Namen, muß er sein Material zunächst Motor anbieten.

Innerhalb eines Zeitraums von acht (!!!) Monaten kann sich das Label dann entscheiden, das neue Projekt zu signen oder abzulehnen. Bei einer Ablehnung wäre Armin aus dem Vertrag entlassen. Auf die Möglichkeit, Motor etwas Neues anzubieten, kann Armin aber gerne verzichten.

Er sieht es nicht mehr ein, als „Ideenlieferant und Vorreiter" zu fungieren, dabei „Arbeitsverbot" zu bekommen, und das alles „für ´nen Arschtritt". Heute weiß er: Wenn man sich mit der Industrie einläßt, dann nur für konkrete Projekte (Alben) und unter Einbehaltung aller sonstigen Rechte. Warum sich Motor so extrem verhält, ist nicht exakt zu klären.

Das Leipziger Fanzine PNG bat Motor um eine Gegendarstellung zu Armins Sicht der Dinge. Motor schickte ein kurzes Fax, in dem es heißt: „...ein Grundsatz der Motorverfassung lautet, nicht mit Arschlöchern zusammenzuarbeiten...",wenn man aber doch unbedingt „Sozialpark" veröffentlichen wolle, solle man doch ein eigenes Label gründen... [kein leichtes Unterfangen bei Lizenzkosten, die im Bereich von 60.000 Mark (für Indielabels) liegen]. Armin habe, so der Wortlaut des Faxs, eine ganz „eigene Art, Realität wahrzunehmen". Meiner Ansicht nach ein Hauptwesenszug aller (guten) Künstler. In diesem Artikel entsteht ein so gewolltes Bild vom genialen Avantgarde-Künstler, der vielen unsympathisch ist und der marktwirtschaftlich nicht das nötige taktische Geschick besitzt, um sich zu verkaufen....

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