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Gegenüber der vorgeführten Kunst seien feministische Politikformen damals weitaus fortschrittlicher gewesen.

Die im Anschluß geführte Qualitätsdebatte beförderte ein ungelöstes Dilemma zu Tage: Wer denn nun mit welchen Gründen bestimme, was gute Kunst sei und daß geltende Qualitätskriterien das Resultat eines männlich dominierten Kunstbetriebs seien.

Leider ging bei dieser Debatte verloren, daß einige der Beiträge nicht darauf aus zu sein schienen, als Kunst (resp. Kunstgeschichte) funktionieren zu müssen, was wiederum nicht heißt, daß sie in ihrem Nicht-per-se-Kunst(-Geschichte)-sein-Wollen keine Herausforderung an die Frage darstellen, was wäre, wenn es als Kunst akzeptiert worden wäre oder heute - aus Gründen historischer Würdigung - als solche akzeptiert werden würde (das sind die Fragen, die sich der kritischen Avantgarde stellten:
Immer an den Punkt der Second Order-, der Nicht-Kunst-Kunst treiben, denn nichts ist schlimmer als ein kanonsicherndes Referenzsystem).

Daß es zur Qualitätsdebatte kommen mußte, liegt aber nicht zuletzt an der Dramaturgie des Videos: Selbstdarstellungen, die vom (eigenen) Opfer-Ich und dem patriarchalen Über-Ich handeln, wirkten im Kontext einer kritischen feministischen Kunstpraxis wie zum Abschuß freigegeben.

Zum Schluß sieht es so aus, als seien Frauen in Judy Chicagos Fresno State Feminist Art Program oder der A.I.R. Gallery ständig damit beschäftigt gewesen, sich ein identitätsfeministisches Bewußtsein und Selbstermächtigungsstrategien anzutrainieren.
Ungewollt fördert die Autorin pauschalisierende (Vor-)Urteile gegenüber feministischer Kunstpraxis. Zu fragen wäre auch, wie die vorgestellten Akteurinnen ihre symbolischen Aktionen und künstlerischen Arbeiten heute sehen. Ohne einen Kommentar bleiben sie auf die ihnen zugeteilte historische Bedeutung (authentische Gelebtheit) festgelegt.

Daß sich Laura Cottingham als Stimme aus dem Off in die Rolle der Archivarin, Chronistin und des kuratorischen Toastmasters begibt, ohne den im Video auschnitthaft angedeuteten (selbst-)kritischen Diskussionen feministischer Künstlerinnen und Aktivistinnen gerecht zu werden, war das, was am unangenehmsten auffiel: Der Protektionismus zeigt hier seine unterschlagene instrumentelle Seite.