Nico Siepen

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Was aber verzögert wird, ist nicht diese oder jene Erfahrung, der Zugang zu einem privaten Genuß, zum Vergnügen allgemein. Was auf immer verschoben wird, ist der Eintritt in den Betrieb selbst, der selber nichts anderes darstellt als das, was die Verzögerung diktiert.

Auf diese Weise ist jeder drin, ohne drin zu sein und dabei spielt keine Rolle welcher Betrieb und ob der Tausch gerecht oder ungerecht ist, denn im Akt des Bezahlens liegt immer selektive Gewalt. Der Betrieb als Teil des Marktes untersagt, indem er interferiert und verschiebt: den Bezug, die Relation, die Referenz, darin besteht seine Betriebsamkeit.

Der Ursprung des Aufschubes, das ist es, was nicht nahekommen darf, nicht nahekommen kann, sich nicht repräsentieren läßt und was nicht durchdrungen werden kann. Das ist das Gesetz der Betriebsamkeit sowie die Betriebsamkeit des Gesetzes: ein schwebendes Verfahren, von dem man niemals genau sagen kann: "das ist es", hier oder da.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn auf der anderen Seite sind die Angeklagten prinzipiell die Schönsten, man erkennt sie an ihrer seltsamen Schönheit. Denn sie alle wünschen sich eine todsichere Waffe ... einen Strahl, ein Artefakt. Nichts ist grauenhafter, als vor einem tödlich entschlossenen Gegner zu stehen und nur eine psychische Waffe zu haben, von der man nicht weiß, ob sie funktioniert. Das ist der Augenblick, wo man ganz tief in die Kiste greift ... man fühlt den bedrohlichen Rückschluß, daß man dem Gesetz (des Marktes) so oder so immer schon zu nahe gekommen ist.

Und jene Logik ist weder natürlich noch eine Institution. Darum hat man im Grunde solange nichts erreicht, als es nicht gelingt, Elemente auszumachen, die nicht assoziierbar sind, oder so lange man diese nicht unter der Form, worin sie nicht mehr assoziierbar sind, erfaßt hat. "Künstlerin" durch "Kulturproduzentin" zu ersetzen, hieße: Regie und Regime der begeisterten Zunge zu folgen.

Die zu schnelle Rückkehr des Dings zu sich: Man muß in die Definition des Objekts immer auch seinen Namen einschließen; umständlich imitiert Kunst Dienstleistung und umgekehrt. Nie sind die Dinge und Namen gleichberechtigt nebeneinander auf einer gesellschaftlichen Schicht oder Realität angeordnet, weder sind sie ein fester Bestandteil dieser Realität, noch aus dem selben Material. Immer guckt etwas hervor, das sich nicht integrieren läßt und man sollte zögern, wem man den Namen "Rest" gibt.

Das einzige Problem besteht in der Verteilung auf einer Intensitätsskala, die einer jeden Szene und jedem Ding ihren Platz und Gebrauch zuweist: es gibt dies und dann das, versuchen wir, da klar zu kommen, unser Pech, wenn es uns nicht gefällt. Denn in Wahrheit gibt es niemals Widersprüche, weder scheinbare noch reale, sondern nur Stufen des Humors - die große Frage ist nur: wer lacht sich über wen tot? Von einem bestimmten Standpunkt aus funktionieren die Dinge, die sich einem anbieten, nie so, wie sie hergestellt wurden, es insistiert darin eine winzige Lücke.