Burkhard Mönnich / Thomas Palme

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BM: Er beschäftigt sich ja auch mit Munch zum Beispiel.

TP: Mit Munch? Der ist ja sehr ähnlich.

BM: Der taucht auch in seinen Bildern wieder auf, und Ezra Pound taucht vielleicht als ideelle Vorlage auch wieder auf.

TP: Vielleicht in seiner Photographie, als er italienische Architektur fotografiert hat. Naja, dann wird er wohl in der Malerei auch wieder auftauchen. Hätte ich aber fast besser gefunden, er taucht nicht auf. Denn da, wo ich bei ihm das Gefühl habe, da taucht gar nichts mehr auf, gefällt mir die Arbeit eigentlich auch besser. Mit den Photos zum Beispiel kann man ja nicht alles machen.

BM: Das liegt dann doch daran, daß er in den Photos einfach zu wenig weglassen kann. Da ist immer das drauf, was er sich aussucht.

TP: Aber warum läßt er das in den Photos nicht?

BM: Ich glaube, daß er es eben selber gar nicht unbedingt weglassen will. In seinen Interviews liest man das ja auch.

TP: Was meinst du denn dann, wie er seine Gitterbilder überhaupt einschätzt?

BM: Ich glaube, er schätzt sie dann schon als Auseinandersetzung mit Malerei ein. Die Gitterbilder kommen ja auch aus einem Munchbild raus. Aus dieser Bettdecke. Ich glaube schon, daß er die Gitterbilder als Umsetzung, als Bearbeitung von diesen Munchbildern ansieht. In dem Moment setzt er sich ja schon wieder mit Malereigeschichte auseinander, und dann ist die Leere, die in diesen Bildern auftaucht, zumindest ideell schon wieder gefüllt.... Ich glaube, für ihn selber ist diese Leere schon gefüllt.

TP: Er taucht ja auch in dem Interview sehr stark als Maler auf, das hat mich eigentlich sehr gewundert. Ständig spricht er Malereiprobleme an. Über Bildhauerei redet er ja zum Beispiel gar nicht, er sieht sich ja anscheinend als Maler; Bildhauerei scheint ihm nicht wichtig zu sein.

BM: Das merkt man seiner Bildhauerei aber auch an.

TP: Ich denke aber, auch wenn man die Gitterbilder sieht, meint man, Malerei ist ihm nicht wichtig.

 

BM: Aber es ist wahrscheinlich doch das Bestreben darin, sich über die Malerei mit Malerei auseinanderzusetzen. Die Bilder haben ja auch malerische Qualitäten, sie sind ja nicht in dem Sinn schlecht, wie die Skulpturen eigentlich doch schlechte Bildhauereien sind.

TP: Ich weiß nicht, ob die Gitterbilder überhaupt eine Qualität haben, die kann man höchstens selbst in diese angebotene Leere hineinlegen.

BM: Man kann ihnen schon eine malerische Qualität zusprechen.

TP: Ich finde eher, diese Bider sind die Grenze, wo man gar nicht mehr über Qualitäten reden kann. Die Grenze zum "Gar Nichts". Schlecht ist das natürlich nicht.

BM: Es gibt aber auch sehr schlechte Bilder, diese Bleibilder.

TP: Ein ästhetisches Rumgewurschtel.

BM: Ich denke aber immer nur an die Gitterbilder.

TP: Ich finde das auch mit Abstand das Interessanteste, weil die eben genau diesen Grenzfall darstellen: man weiß nicht, ist es jetzt noch was, oder ist es schon nichts mehr. Schlecht ist es auf gar keinen Fall. Da es aber doch mit den Mitteln der Malerei hergestellt ist und man ständig darüber nachdenkt, hat man ständig Malerei als Ganzes zum Thema. Da wird so ein Bild eigentlich durch seine völlige Entleerung zur Grundlage von allem, was gemalte Bilder sein können, und das ist natürlich total interessant. Mich regen dieser Bilder dazu an, über De Kooning beispielsweise nachzudenken.

BM: Es ist eigentlich der letzte Rest, der von einem Bild übrigbleiben kann, bevor es bemalte Fläche wird.

TP: Aber ist es dann überhaupt Malerei?

BM: Es ist auf jeden Fall nicht eine bemalte Fläche. TP: Er macht die ja zum Beispiel auch nicht selber, munkelt man.

BM: Darum geht’s ja auch nicht.

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