Ariane Müller
(2)
Aus
all diesen Diskussionen hat sich Kunstwerke aber zurückgezogen. Kunstwerke
ist, wie man vom Kassier erfahren kann, ein privater Kunstverein.
Das klingt, als hätte sich ein reicher
Sammler ein Museum eröffnet oder eine Künstlergruppe einen Ausstellungsraum
eröffnet. In Wirklichkeit ist Kunstwerke natürlich vollkommen durchsubventioniert.
Die erstrebte Umwandlung in eine G.m.b.H. hat auch noch nicht stattgefunden.
Der Verein Kunstwerke kann aber immerhin Eintritt kassieren. Fragt man
nach den nächsten Ausstellungen bekommt man in Kunstwerke keine Antwort,
ein Jahresprogramm liegt nicht vor. Kein Futzel Papier keine Absichtserklärung
ist zu erhalten.
Kunstwerke ist ein Ort für niemanden und
für nichts.
Zu Kunstwerke gehört auch nichts mehr.
Der Boden ist verpachtet. Das Haus steht leer. Ohne zu zahlen, bekommt
man dort keine Seite zu lesen, keinen Ort zu sitzen. Ausgepovert.
Das liegt an dem privaten im privaten Kunstverein.
Kunstwerke ist darin die Apotheose des üblichen deutschen Kunstvereins,
wo jeweils alles auf eine einzelne (zumeist männliche) Person zugeschnitten
ist. In Deutschland sieht man immer noch, obwohl anderswo durchaus nicht
mehr üblich, wie Kunstvereine mit ihren Leitern aufblühen und zehn Jahre
später in die Rente gehen. Anderswo wurden diese Modelle durchaus in Kuratorien,
verschiedene autonome Bereiche aufgeteilt. verschiedene Personen, die
nicht hierarchisch rund um den Leiter, sondern statt des Leiters das Öffentliche
bestimmen.
All das müßte erst mal ausgehandelt werden, auch in Kunstwerke.
Vielleicht gibt es ja dann auch irgendwann eine Bibliothek.
Zur Zeit geht Kunstwerke einen sehr ruhigen Weg.
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Obwohl bei vielen der Eindruck entstanden ist, daß es
dort nicht ganz koscher zugeht, ist es aus der Wahrnehmung verschwunden.
Vor allem seit es wieder eröffnet hat. Eine eigenartige don't touch Atmosphäre
liegt über dem Ganzen. Über Kunstwerke kann man nicht sprechen. Weder
mit Leuten, die als KünstlerInnen an Ausstellungen beteiligt sind, noch
mit solchen, die potentielle BesucherInnen sind. Alle genieren sich für
etwas, wahrscheinlich gerade für ES.
Was
während der Berlin-Biennale als Laufsteg angelegt war, materialisiert
sich als Trampelpfad. Kassa - das alte enge Hinterhaustreppen aus hinauf
(hinunter rutschen). Kaffee und Bücher kaufen am Weg hinaus. Betreten
verboten und abgeschlossene Türen, wo es zur Verwaltung hinüberführt.
Und das ganze Elend bleibt unangetastet: Museumsaufpasser, Kartenabreißer.
Was geht da genau vor? Von welchem Ende sieht man dort auf die Kunst?
Gibt es etwas Traurigeres als Dan Grahams Kunstkonzept
als Café Bravo? (Ja, die permanente Sammlung und ihre Aufpasser im Hamburger
Bahnhof - aber knapp.)
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